Ein innovativer Zugang zu komplexen naturwissenschaftlichen Themen: die schüler-kuratierte Ausstellung

Ziel des EXPOneer Projekts ist es Schülerinnen und Schülern über das Kuratieren einer Ausstellung einen innovativen Zugang zu naturwissenschaftlich-technischen Themen zu ermöglichen und damit ein neues didaktisches Vermittlungskonzept anzubieten. Gerade bei komplexen, vielschichtigen Themen wie dem hier exemplarisch gewählten Bereich der Nanotechnologie, die die fachlichen Grundlagen der Chemie mit anderen Domänen vernetzen, lassen sich durch ein Ausstellungsprojekt für viele Schülerinnen und Schüler individuell faszinierende Wege finden, sich neuen Themen zu nähern. Zielgruppe für das Ausstellungsprojekt ist primär die Sekundarstufe II, die die Ausstellung für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I, aber auch für Eltern und eine breitere Schulöffentlichkeit konzipieren. 

Das EXPOneer-Projekt bietet den technischen Rahmen um eine professionelle Ausstellung im Schulalltag mit "Bordmitteln" realisieren zu können. Diese Homepage bietet das nötige Rüstzeug um mit einem kleinen Budget von einigen hundert Euro eine eigene Ausstellung zu realisieren: Einkaufslisten, Bauanleitungen, Infos zur Entwicklung des Layouts und zum Schreiben von Museumstexten, ... . Aber natürlich ist das Ausstellungssystem nicht auf den Bereich Schule beschränkt - ob Sonderausstellung in einem kleinen Museum, Präsentation von Forschung auf einem Wissenschaftsfestival oder Messestand einer Firma - alles ist möglich, alles ist erwünscht!

Schüler-kuratierte Ausstellungen

Ausstellungen, die von Schülerinnen und Schülern entwickelt und gebaut werden, sind im Schulalltag bis heute nicht weit verbreitet. Wenn solche Ausstellungen entwickelt werden, geschieht dies meist im Kontext von Geschichte oder Kunst, im Allgemeinen aber nicht im naturwissenschaftlichen Bereich. 
Dabei sind die Lernmöglichkeiten für Schülerinnen und Schüler im Prozess des „Ausstellung-Machens“ extrem vielseitig, die Themen lassen sich aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln und mit variabler Tiefe beleuchten (D'Acquisto 2006). Ähnliche Projekte in der Vergangenheit haben gezeigt, dass sich dabei sowohl für Schüler als auch für Lehrer ein neuartiges Lernerlebnis einstellt (Weilbacher et al. 2011). Die andersartige kognitive Verarbeitung der Themen ermöglicht den Schülerinnen und Schülern neue Sichtweisen, z.B. auf die Bedeutung grundlegenden Fachwissens in der Anwendung, die Methoden naturwissenschaftlicher Forschung oder auch ethischer Aspekte von neuen Technologien. So stellt sich nicht nur die Frage der adressatengerechten Aufarbeitung, sondern auch der visuellen Fassbarkeit und ansprechenden Darstellung der Inhalte. Um für die knappe Darstellungsform in einer Ausstellung die Kernaussagen eines Themas herauszuarbeiten, ist es nötig sich erst einen breiteren Überblick über das Thema zu verschaffen, das nach Auswahl der relevanten Themenblöcke punktuell vertieft wird. Eine weitere konzeptionelle Herausforderung ist die Form der Präsentation der Inhalte, die in Ausstellungen von Text, Grafiken und Bildern über Audio- und Videoformate, bis hin zu multimedialen Interpretationen und Hands-On-Experimenten reichen können. Überdies lassen sind persönliche Vermittlungsangebote wie Führungen, vorgeführte Experimente oder auch Diskussionsrunden mit in die Ausstellung integrieren, was durch die Kommunikation eine weitere Auseinandersetzung mit dem eigenen Verstehen der chemisch-naturwissenschaftlichen Grundlagen erfordert (Beeken & Parchmann, 2010). Bei der Entwicklung der Botschaften sind die Schüler gefordert ein für die Inhalte, für die entsprechende Zielgruppe und die räumlichen/technischen/finanziellen Rahmenbedingungen passendes Medium zu finden.
Nebenbei befassen sich die Schüler im Rahmen eines solchen Projekts mit Fragen der modernen Wissenschaftskommunikation (Nashan & Parchmann, 2008). Sie sind gefordert selbstständig zu recherchieren, sich einzuarbeiten, Inhalte anschaulich umzusetzen und dann zu präsentieren. Optional kann Kontakt zu lokalen Forschungsgruppen dabei helfen nicht nur die Forschungsergebnisse zu verstehen, sondern bietet auch die Chance die Prozesse der Forschung und den Forscheralltag kennen zu lernen.

Präsentation der Ausstellung

Je nach erklärtem Projektziel kann die Ausstellung in ganz unterschiedlichen Kontexten genutzt werden. Im einfachsten Fall steht sie im Bereich der Schule und damit den Schülern frei zur Verfügung. Während der Pausenzeiten stehen die "Explainer" anderen Schülern Rede und Antwort, indem sie Inhalte erklären oder Experimente vorführen. Ein weiteres Einsatzgebiet der Ausstellung ist im Rahmen von Projekttagen oder -wochen z.B. zur Chemie bzw. Nanotechnologie. Dabei kann man die Ausstellung um weitere Aktivitäten rund um das gezeigte Thema ergänzen, wie zum Beispiel Laborbesuche in Universiäten oder Firmen in der Umgebung an der Schule, oder Vorträge eingeladener Wissenschaftler. Auch zur öffentlichkeitswirksamen Präsentation der Schule (vgl. Haucke & Parchmann, 2011) lässt sich die Ausstellung nutzen, bei Schulinformationstagen, Elternsprechtagen, Vorstellungstagen für die fünfte oder sechste Klasse, oder ganz allgemein für die breite Öffentlichkeit im Foyer der örtlichen Bank, des Rathauses oder eines Einkaufszentrums.

 

Literatur:

  • D'Acquisto, Linda (2006): Learning on display. Student-created museums that build understanding. Alexandria, Va: Association for Supervision and Curriculum Development (Gale virtual reference library).
  • Weilbacher, Gary; Rojes, Kimberly; Kocourek, Greg (2011): Democratic Teaching: Revisiting Type-Four Core Curriculum. In: Education in a Democracy: A Journal of the NNER (3), S. 85–110. Online verfügbar unter http://www.units.muohio.edu/nnerjournal/pdf%20files/2011%20NNER%20Journal%20%20PDF/Article%207%20Democratic%20Teachin%20-%20Revisiting%20Type-Four%20Cor%20Curriculum.pdf.
  • Beeken, Marco & Parchmann, Ilka (2010). „Ich zeige Dir, wie Wissenschaft funktioniert“. Naturwissenschaften im Unterricht - Chemie, 21(117), 28-31.
  • Nashan, M. & Parchmann, I. (2008). Wissenschaftskommunikation als Zugang zu einem Verständnis für die Natur der Naturwissenschaften. Naturwissenschaften im Unterricht – Chemie, 106(19), 57-61.
  • Haucke, K. & Parchmann, I. (2011). Energie im Kontext – Eine Grundlage zur Vernetzung von Schule, Gesellschaft und Berufsorientierung. Naturwissenschaften im Unterricht - Chemie, 22(121), 16-21.